Chilenen wollen nicht umerzogen werden
Das könnte Beispiel dafür sein, dass westliche
"Werte" nicht gut ankommen. Chile hat dies unlängst gezeigt. Mit
großem Schwung hatte sich der junge und neue Präsident von Chile, Gabriel Boric
(36), an die Arbeit gemacht, den Andenstaat zu modernisieren. Daher sollte auch
eine neue Verfassung her, erarbeitet von einem Konvent, dem 155 Delegierte
angehörten, und der sich dafür ein Jahr Zeit nahm. Jetzt fand die Abstimmung darüber
in Chile statt. An dem Referendum nahmen 13 Mio der 15 Mio Wahlberechtigten
teil. Das Ergebnis: 62 Prozent stimmten gegen die neue Verfassung, also fast
zwei Drittel. Chilenische Medien sehen in dem Scheitern viele Gründe. Das
Boric-Lager habe vergessen, dass Chile eigentlich eine moderate Gesellschaft
ist und diese mit einer florierenden Wirtschaft ziemlich gut funktioniert, viel
erfolgreicher und innovativer als die Nachbarländer in Südamerika. Statt die
seit Jahren höchste Inflation (13 Prozent) im Lande zu bekämpfen, debattierten
zumal linke Kreise über "Gendergerechtigkeit" und "vielfältige
Nationalitäten". Besonders für die Linke, die zumal die indigenen Völker
wie die "Mapuche" mit ihrem "Wertekanon" beglücken wollte,
war es eine schwere Niederlage. In der Provinz La Auracania, wo viele Mapuche
leben, wollten von der "woken" Verfassung noch weniger wissen als im
Rest des Landes: 74 Prozent lehnten die Verfassung ab. Pointe: Jetzt bleibt die
alte Verfassung, die aus der Zeit der Militärdiktatur (1973-1990) stammt, in
Kraft. - Text/Foto: Dr. Ernst Hoplitschek
Kommentare
Kommentar veröffentlichen