Frankreich hat gewählt!

Am gestrigen Sonntag (24.04.2022) gaben etwa 59 Prozent der Wähler dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron (44) ihre Stimme, Marie Le Pen (54) erhielt knapp 42 Prozent. Das Wahlergebnis scheint auf den ersten Blick deutlich zu sein, ist es aber nicht. Gründe? Ein Drittel der Wahlberechtigten ging erst gar nicht zur Urne; Macron bekam viele Stimmen vom eher "linken" Lager des im ersten Wahlgang unterlegenen Kandidaten Mélenchon und für die Macron das "kleinere Übel" war. Und: Das eher rechts-konservative Lager muss in Frankreich nun als feste Größe angesehen werden, mit "Luft" nach oben. Le Pen holte bei den Wahlen im Jahre 2017 33,9 Prozent, während Macron diesmal Stimmen verlor: 66 Prozent der Wähler votierten damals für ihn. Jetzt muss Macron "liefern", um die faktische Spaltung des Landes nicht noch mehr zu vertiefen. 

Frankreich ist gespalten

Die Bewegung der Gilets jaunes ("Gelbwesten") und deren Aktionen im Jahre 2019 belegte einige der Verwerfungen, die durch das Land gehen. Zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Zwischen denen, die einem spezifischen "Lifestyle" zumeist in den Großstädten huldigen, weil sie ihn finanzieren können. Nicht zu übersehen die krassen Zustände in den Banlieues und die infrastrukturell vernachlässigten Kleinstädte und Dörfer, wo nicht mal mehr ein Bus fährt. Weiter gibt es eine "Arbeiterklasse", die auf der Basis von Niedriglohn ihren Lebensunterhalt verdient. Andere profitierten massiv, nachdem Macron die Vermögenssteuer 2017 abgeschafft hat. Nicht zuletzt reproduziert sich die wirtschaftliche, kulturelle und politische Elite in Frankreich nach wie vor durch exklusive "Kaderschmieden", die für die eher armen und "bildungsfernen" Schichten nach wie vor verschlossen bleiben. - Text/Foto © Dr. Ernst Hoplitschek

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